Mehr als Uni – Göttingens kreative Unterströmung
Die alternative Szene in Göttingen lebt nicht von Zuschüssen oder Image-Kampagnen. Sie lebt von Eigeninitiative, Leidenschaft und Gemeinschaft. Viele Projekte entstehen spontan, wachsen aus studentischen Ideen oder politischen Bewegungen. Es sind Orte, an denen Kunst, Politik und Gesellschaft ineinandergreifen – und genau dort wird es spannend. Auf https://corpus-sacrum.de werden regelmäßig Veranstaltungen und Projekte aus dieser Szene vorgestellt: Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Diskussionen – meist selbstorganisiert, oft unkonventionell, immer mit Haltung.
Statt Hochkultur gibt es hier Subkultur. Statt Premieren mit Champagner lieber Tape-Art in einem leerstehenden Ladenlokal. Göttingens alternative Kulturszene ist roh, lebendig – und offen für alle, die bereit sind, selbst mitzumachen.
Clubs mit Haltung - EXIL, Dots & Co.
Wer nachts unterwegs ist, landet früher oder später im EXIL, einem der bekanntesten alternativen Clubs der Stadt. Hier spielen lokale Punkbands neben internationalen Elektronik-Acts. Das Booking ist politisch, queerfreundlich und immer auf der Suche nach frischen Impulsen. Auch der Club Dots oder kleinere Locations wie das JuZI sind fester Bestandteil des Szenelebens – Orte, an denen getanzt, diskutiert und manchmal auch einfach gemeinsam gekocht wird.
Was diese Clubs besonders macht: Sie sind nicht nur Orte der Unterhaltung, sondern auch der Vernetzung. Zwischen Bar und Tanzfläche entstehen Kollektive, Ideen und Projekte, die das kulturelle Gesicht Göttingens prägen.
Kino mit Eigensinn - Lichtblick
Kino Lichtblick ist der Gegenentwurf zu Popcorn und Blockbuster. Hier läuft, was sonst kaum eine Leinwand findet: gesellschaftskritische Dokus, feministische Kurzfilme, queeres Kino oder Filmkunst aus dem Globalen Süden. Viele der Vorführungen werden begleitet von Diskussionsrunden mit Filmschaffenden, Aktivistinnen oder Wissenschaftlerinnen.
Das Publikum ist so vielfältig wie das Programm – von Studentinnen über Cineasten bis zu Seniorinnen, die sich für neue Perspektiven interessieren. Wer Film als Kunstform versteht und keine Lust auf Marvel hat, fühlt sich hier zuhause.
Theater ohne Vorhang – Theater im OP
Das Theater im OP – kurz ThOP – ist Kult. Untergebracht in einem ehemaligen Operationssaal der Uniklinik, bietet es Raum für studentische Produktionen, experimentelle Dramen, politisches Theater und absurd-komische Eigenkreationen. Hier wird nicht nur gespielt – hier wird ausprobiert, hinterfragt, provoziert.
Die Nähe zum Publikum ist Teil des Konzepts: keine große Bühne, kein Sicherheitsabstand. Die Grenzen zwischen Darstellerinnen und Zuschauerinnen verschwimmen, oft ist man mittendrin statt nur dabei. Wer Theater sucht, das bewegt statt belehrt – willkommen im ThOP.
Wände als Leinwände – Street Art und Squats
Göttingens Hauswände erzählen Geschichten. Ob politisches Graffiti, feministische Sticker oder künstlerische Paste-Ups – die Stadt spricht, und wer hinhört, versteht schnell: Hier wird diskutiert, gestritten, geträumt. Die Street-Art-Szene ist eng verwoben mit den Squats und sozialen Zentren, die nicht nur Wohn- sondern auch Kulturraum sind.
In Orten wie dem JuZI oder dem https://corpus-sacrum.de/szene versammelt sich alles, was sich nicht einordnen lässt: DJs, Dichterinnen, Aktionskünstlerinnen, Klimaaktivist*innen. Es gibt offene Bühnen, politische Vorträge, vegane Volksküchen, Ausstellungen und viel Raum für das Ungeplante. Göttingen lebt nicht nur in Hörsälen – es lebt auch auf Hinterhöfen.
Kultur zum Mitmachen – statt nur Konsumieren
Was Göttingens alternative Szene so besonders macht, ist ihre Offenheit. Niemand muss hier „fertig“ sein, um mitzumachen. Im Gegenteil: Gerade wer etwas ausprobieren will, findet schnell Anschluss. Ob bei einem Impro-Abend im ThOP, beim Zine-Workshop im JuZI oder beim Soli-Konzert im EXIL – hier zählt nicht der Lebenslauf, sondern die Idee. Und der Mut, sie umzusetzen.
Es geht nicht um perfekten Klang, makelloses Schauspiel oder hochglanzpolierte Galerien. Es geht darum, etwas zu bewegen – im Kopf, im Herzen, im Stadtbild. Genau darin liegt die Kraft dieser Szene: im echten, ungeschönten, leidenschaftlichen Ausdruck.
öttingen ist mehr als Studienstandort. Es ist ein Ort, an dem Kultur lebt – wild, unbequem und voller Seele. Wer nicht nur lernen, sondern auch erleben will, findet in der alternativen Szene der Stadt ein Zuhause auf Zeit (oder für immer). Zwischen Clubs, Theatern, Kollektiven und Straßenkunst entsteht eine Gemeinschaft, die zeigt: Kultur beginnt da, wo du sie machst.