Dienstag, 17 Juni 2025 12:28

Klimatreffen in Bonn bereiten COP30 vor

 Klimatreffen in Bonn legt Schwerpunkte für COP30 in Belém fest Klimatreffen in Bonn legt Schwerpunkte für COP30 in Belém fest Foto: pixabay

Am Montag, dem 16. Juni, starteten in Bonn die Zwischenverhandlungen der UN-Klimarahmenkonvention, bekannt als SB62. Das Treffen dient als Generalprobe für die im November stattfindende Klimakonferenz COP30 in Belém im brasilianischen Bundesstaat Pará. Vertreter aus über 60 internationalen Organisationen, Delegierte, Wissenschaftler und Mitglieder indigener Gemeinschaften nehmen teil. Die Agenda umfasst zentrale Themen wie die gerechte Energiewende, Anpassungsstrategien und die Auswertung der ersten globalen Bestandsaufnahme.

Zu den bedeutendsten Punkten gehören:

  1. Die Festlegung verbindlicher globaler Standards für Rohstoffabbau.
  2. Die Schaffung einer gemeinsamen Finanzstruktur innerhalb der BRICS-Staaten.
  3. Die Planung eines Tropenwaldfonds zur Erhaltung der Regenwälder.
  4. Maßnahmen zur Lösung der Infrastrukturprobleme in Belém.

Gerechte energiewende im Zentrum der Agenda von Brasilien

Brasilien legt besonderen Wert auf eine gerechte Energiewende. Der Übergang von fossilen Energieträgern wie Kohle und Gas zu erneuerbaren Quellen wie Sonne und Wind soll inklusiv gestaltet werden. Dabei dürfen weder Arbeitskräfte noch indigene Gemeinschaften benachteiligt werden. Deshalb wurden in Bonn, auf Initiative der brasilianischen COP30-Präsidentschaft, Gespräche mit indigenen Gruppen organisiert. Parallel dazu sollen Anpassungsindikatoren helfen, Fortschritte bei der Umsetzung nationaler Strategien gegen Dürre, Überschwemmung und andere Klimafolgen messbar zu machen.

Auch die globale Bestandsaufnahme steht im Fokus. Diese wurde 2023 abgeschlossen und ergab, dass die bisherigen Fortschritte nicht ausreichen, um die Ziele des Pariser Abkommens zu erreichen. Führende Wissenschaftler fordern deshalb in Bonn, dass bei der COP30 verbindliche Vorschriften eingeführt werden, um Umwelt- und Menschenrechtsverletzungen im Zusammenhang mit dem Abbau kritischer Rohstoffe zu verhindern. Dabei geht es unter anderem um Lithium, Kobalt und Seltene Erden – Materialien, die für Elektroautos und Batterien benötigt werden.

Kritik am stausee Belo Monte und sicherheitsmaßnahmen

Das umstrittene Wasserkraftwerk Belo Monte sorgt erneut für Spannungen. Norte Energia, Betreiber der Anlage, hat beim brasilianischen Justizministerium den Einsatz nationaler Sicherheitskräfte beantragt. Hintergrund sind erwartete Proteste während der COP30, da das Kraftwerk seit Jahren wegen schwerwiegender Umwelt- und Sozialfolgen kritisiert wird. Die Bauarbeiten haben den Fluss Xingu und angrenzende indigene Territorien nachhaltig beeinträchtigt.

Proteste richten sich auch gegen andere Megaprojekte, darunter die geplante Ölförderung durch Petrobras an der Mündung des Amazonas. In der Gemeinde Patuazinho (Amapá) wurden bereits Landbesetzungen und Drohungen gemeldet. Die Sorge vor spekulativen Eingriffen in das Amazonasgebiet wächst. Die brasilianische Regierung verfolgt jedoch eine Strategie, die legale Nutzung mit ökologischen Investitionen verknüpfen soll.

Hotelmangel und teure unterkünfte in Belém

Eine große Herausforderung für die COP30 ist der Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Laut diplomatischen Quellen aus China, Norwegen, Großbritannien und Deutschland könnten einige Delegationen wegen der hohen Hotelpreise verkleinert werden. In bestimmten Fällen kosten Unterkünfte bis zu 2,2 Millionen Real für den gesamten Zeitraum. Als Reaktion darauf hat die Regierung Lula rund 47 Millionen Dollar bereitgestellt, um 6.000 Schlafplätze auf umgebauten Kreuzfahrtschiffen zu schaffen.

Wie schon bei der Fußballweltmeisterschaft 2014 und den Olympischen Spielen 2016 gibt es auch diesmal Kritik an der Durchführung öffentlicher Bauprojekte. Viele Baumaßnahmen, darunter Kanalisation und Abwasserleitungen, werden voraussichtlich erst 2027 abgeschlossen. Das ist problematisch, da 80 % der Bevölkerung in Belém keinen Zugang zum Abwassersystem haben.

Abholzung und walddegradation im Amazonasgebiet

Laut einer neuen Studie des Instituto do Homem e Meio Ambiente do Amazonas (Imazon) stieg die Abholzung im Amazonasgebiet um 18 % im Vergleich zum Vorjahr. Zwischen August 2024 und März 2025 wurden 2.296 km² Wald vernichtet. Noch alarmierender ist die Zunahme der Walddegradation um 329 %, was einer Fläche von 34.000 km² entspricht. Diese Zahlen stehen im Widerspruch zu offiziellen Angaben des Umweltministeriums, das auf Grundlage von Deter-Daten einen Rückgang der Abholzung um 9,7 % meldete. Der Unterschied beruht unter anderem auf unterschiedlichen Auswertungsmethoden und Satellitenquellen.

Vergleich der Abholzdaten (August 2024 – März 2025)

QuelleAbholzung (km²)Degradation (km²)Veränderung
Imazon 2.296 34.000 +18 % / +329 %
Umweltministerium (Deter) nicht exakt nicht exakt -9,7 % / +154 %

Waldkonzessionen und nachhaltige nutzung

Am 21. Mai versteigerte die brasilianische Regierung über 453.000 Hektar aus dem Nationalen Waldreservat Jatuarana. Dies entspricht etwa der dreifachen Fläche von São Paulo. Die Konzessionen gelten für 37 Jahre und sollen jährlich rund 5,9 Millionen Dollar einbringen. Drei brasilianische Unternehmen erhielten den Zuschlag. Sie sind verpflichtet, in soziale und ökologische Projekte zu investieren. Jagd, Bergbau und industrielle Nutzung der Biodiversität sind in den Gebieten verboten. Erlaubt ist lediglich die nachhaltige Gewinnung von Produkten wie Paranüssen oder Açaí.

Ministerin Marina Silva bezeichnete das Projekt als umweltverträglich. Auch lokale indigene Führer bewerten die Initiative als Chance, die regionale Wirtschaft zu stärken.

Die Ergebnisse der Bonner Treffen gelten als Gradmesser für den Verlauf der COP30. Ob Brasilien die Erwartungen erfüllt, wird sich im November zeigen. Bis dahin stehen für das Gastgeberland noch viele organisatorische und politische Herausforderungen bevor.

Quelle: Latina Press

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