Inhaltsverzeichnis:
- Hohe Mietpreise und schlechte Wohnbedingungen
- Jahresmieten im Voraus – ein riskantes Geschäft für Studierende
- Probleme mit der Kaution - 25 Klagen gegen Vermieter
- Vermieter weist Vorwürfe zurück
Hohe Mietpreise und schlechte Wohnbedingungen
Lea erhielt kurz vor Semesterbeginn eine Zusage für ihren Studienplatz. Der Zeitdruck, eine Unterkunft zu finden, war groß. Sie entschied sich für ein Zimmer in einer zentral gelegenen 7er-WG in Bonn – trotz einer Warmmiete von 675 Euro, weit über ihrem geplanten Budget.
Im Vergleich dazu liegt die durchschnittliche Miete für ein WG-Zimmer in Deutschland bei 493 Euro. In Nordrhein-Westfalen sind die Kosten besonders hoch. Laut einer Untersuchung des Moses-Mendelssohn Instituts (MMI) und der Plattform wg-gesucht.de beträgt die Durchschnittsmiete für ein WG-Zimmer in Düsseldorf 590 Euro, in Köln 583 Euro.
Zusätzlich zur hohen Miete wies Leas Unterkunft deutliche Mängel auf. Im Badezimmer gab es eine Silberfisch-Plage, die Toilette war nur provisorisch in der fensterlosen Küche abgetrennt und bot kaum Privatsphäre. Eine Lüftung fehlte, und die Tür ließ sich lediglich mit einem Haken schließen.
Jahresmieten im Voraus – ein riskantes Geschäft für Studierende
Leas Vermieter besitzt mehrere Immobilien in Bonn und vergibt WG-Zimmer ausschließlich mit Jahresverträgen. Besonders Erstsemester-Studentinnen werden bevorzugt aufgenommen – unter einer Bedingung: Wer eine halbe oder ganze Jahresmiete im Voraus zahlt, erhält einen Nachlass. Das bedeutet eine sofortige Zahlung von mehreren Tausend Euro.
Der Bonner Mieterbund warnt ausdrücklich vor solchen Praktiken. „Mietzahlung ist ein Druckmittel, um Mängel beheben zu lassen. Wer im Voraus zahlt, verliert diese Möglichkeit komplett“, erklärt Peter Kox. Studierende geraten dadurch in eine Abhängigkeit, die sie rechtlich benachteiligt.
Probleme mit der Kaution - 25 Klagen gegen Vermieter
Nach einem Jahr zog Lea aus. Doch die nächste Herausforderung ließ nicht lange auf sich warten: Ihre Kaution wurde nicht zurückgezahlt. Sie ist nicht die Einzige mit diesem Problem. In den letzten vier Jahren wurden 25 Klagen gegen den Vermieter beim Bonner Amtsgericht eingereicht – alle wegen nicht zurückgezahlter Kautionen.
Rechtsanwalt Christoph Dänzer-Vanotti, dessen Tochter ebenfalls betroffen ist, reichte eine der zwei Strafanzeigen bei der Staatsanwaltschaft ein. „Wenn nur jede dritte Mieterin nicht klagt, macht der Vermieter bereits ein lukratives Geschäft. Viele haben Hemmungen, den Rechtsweg zu beschreiten“, erklärt er.
Vermieter weist Vorwürfe zurück
Der Vermieter, der anonym bleiben möchte, streitet die Vorwürfe ab. „Ich biete das an, was am dringendsten gebraucht wird: Wohnraum. Innerhalb weniger Tage melden sich bis zu 150 Interessentinnen auf meine Zimmerangebote. Das zeigt, dass mein Angebot marktkonform ist.“
Lea hat ihre Kaution auch nach 1,5 Jahren nicht zurückerhalten. Sie sucht nun rechtlichen Beistand. Währenddessen sind in ihrer ehemaligen WG bereits neue Studentinnen eingezogen – auf der Suche nach einer dringend benötigten Unterkunft.
Quelle: 1.wdr.de, wpblogs4free.com/de