Für die Menschen hinter der Statistik bedeutet der Jobverlust nicht nur weniger Geld. Studien zeigen, dass von Arbeitslosigkeit Betroffene isoliert sind, ihnen das Selbstbewusstsein genommen ist und dass sie dadurch krank werden. In Oldenburg hat das Jobcenter deshalb ein Projekt aus der Taufe gehoben, das sich vor allem um Langzeitarbeitslose kümmert. Auf einem eigens angemieteten Bauernhof lernen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, wieder einer festen Tagesstruktur zu folgen. Sie arbeiten gegen eine Aufwandsentschädigung im Garten, in der Werkstatt oder in der Küche. Gestärkt gehen sie danach in den Bewerbungsprozess und finden so sehr häufig einen Weg zurück in den Job.
Das Digital Career Institut (DCI) in Düsseldorf bildet gezielt in Berufen aus, die dringend benötigt werden. Für Tedros Ghebremichael, der vor vielen Jahren aus Eritrea geflüchtet ist, ist das eine riesige Chance. Zehn Jahre lang jobbte der 48-jährige studierte Mathematiker in Deutschland als Lagerarbeiter, wegen Corona wurde er entlassen. Nach dem Ende der Programmierer-Ausbildung hat er wieder gute Aussichten auf dem Arbeitsmarkt.
Einen visionären Ansatz verfolgt Sven Hergovich in Wien. Der Chef des Arbeitsmarktservice (AMS) Niederösterreich will Langzeitarbeitslosigkeit abschaffen. Diesen Plan setzt er in einem Pilotprojekt in der 3600-Einwohner-Gemeinde Gramatneusiedl um. Neuerdings gibt es dort eine Jobgarantie, also das Recht auf einen bezahlten Job für alle, die einen suchen. Die bisherige Bilanz: Alle Langzeitarbeitslosen sind der Einladung gefolgt und haben das Jobangebot genutzt.